Kennen Sie die EU Direktive 2009/136/EC der in 2 Wochen in Kraft treten soll?
Ich vermute, wenn Sie mit „ja“ geantwortet haben, dass Sie zu einer Minderheit in Deutschland gehören, denn hier hört man gar nicht so viel davon. In anderen europäischen Ländern, zum Beispiel Großbritannien, ist das anders.
Denn die Direktive 2009/136/EC wird inzwischen als „EU Cookie Directive“ genannt, denn sie handelt sich um genau das: Cookies.
Aber natürlich nicht die essbare Sorte, sondern die elektronische Sorte die einen Webbrowser benutzt.
Sie kennen doch „Cookies“, oder?
Cookies sind kleine Textdateien, die der Webbrowser auf Ihrer Festplatte ablegt. Oft bleiben sie nur da, bis Sie den Webbrowser wieder schließen, also sogenannte „Session Cookies“. Aber andere bleiben länger – sogar Jahre – und können von den besuchten Webseiten wieder ausgewertet werden.
Manchmal beinhaltet ein Cookie nur eine Zahl, oder ein Zeichen. Irgendetwas, damit die Seite erkennen kann, dass Sie schon einmal die Seite besucht haben und Sie nicht jedes Mal als neuer Besucher begrüßt. Diese Art von Cookie nutzen wir zur Zeit auf der Computius Blogseite.
Andere können durchaus persönliche Daten beinhalten, wenn dies notwendig ist. Das sind zum Beispiel auf Seiten, wo Sie sich anmelden. Dazu gehören Foren, die dort Daten wie den Benutzername speichern.
In Webshops werden Cookies oft verwendet, um den Inhalt vom Warenkorb zu speichern.
Eigentlich ist bei diesen Arten von Cookies das eine gute Sache – die Daten werden bei Ihnen auf dem Computer gespeichert, und nicht auf dem Webserver. Leider sehen das aber nicht alle Menschen/Politiker/Datenschützer so, sondern eher als ungefragter Eingriff in den Computer.
Und dann kommen wir zu der „gefährlichsten“ Art von Cookie. Die Tracking Cookies. Diese müssen nicht zwangsweise persönliche Daten beinhalten, aber sie werden so gespeichert, dass große Internetkonzerne Sie über mehrere Webseiten verfolgen können. Damit können Profile aufgebaut werden, und Ihnen die passende Werbung zu den besuchten Seiten dargestellt.
Das muss man sich vielleicht so vorstellen wie bei einer Kundenkarte, die in mehreren Geschäften einsetzbar ist. Darüber lassen sich Kundenprofile erstellen, um auf den Kunden zugeschnittene Angebote zu erstellen. Nun wird aber hier die Karte nicht nur beim Kaufen, sondern beim Betreten des Ladens – gar der einzelnen Abteilungen – gescannt.
Hier soll die Direktive 2009/136/EC helfen. Denn bald müssen Webseiten erst um Erlaubnis bitten, bevor sie die Cookies speichern.
Hört sich das gut an? Aus Verbrauchersicht mag das vielleicht auf den ersten Blick so sein, aber viele Webseiten verdienen eben Ihr Geld mit Anzeigen von Werbepartnern wie Google AdSense – dafür sind sie für Ihre Leser dann kostenlos. Solche Seiten – dazu könnte durchaus Computius gehören – haben nun ein Problem.
Denn was sollen wir machen, wenn Sie das erste Mal die Seite betreten. Fragen wir Sie, ob Sie die Speicherung eines Cookies zustimmen? Was machen wir, wenn Sie „Nein“ sagen? Eigentlich kann man über die Webbrowser-Einstellungen steuern, aber die EU scheint der Meinung zu sein, dass dies nicht ausreicht – denn zu wenig Leute wissen, wie das geht.
Vielleicht könnte man die Analogie mit dem Geschäft so sehen, dass Sie zukünftig nicht nur über die Videoüberwachung im Laden informiert werden, sondern müssen beim Betreten des Ladens der Videoüberwachung ausdrücklich zustimmen – oder eben draußen bleiben.
Also könnte es bald so sein, dass das Internet – in der EU zumindest – viel lästiger ist als vorher. Jedes Mal, wenn Sie eine neue Seite betreten, müssen Sie der Cookie-Speicherung zustimmen oder eventuell ausgesperrt bleiben.
Natürlich kann man als Webseite eine Cookie-Ablehnung für den nächsten Besuch schlecht merken. Denn dafür müsste man einen Cookie setzen…
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